08.02.2012

therapiealltag: ich gehe ins zimmer und setze mich auf einen sessel, der relativ bequem ist. vor mir auf dem tisch liegen taschentücher, kekse, und etwas zu trinken. ich sehe ihn da sitzen, wie immer ist er viel zu entspannt, meiner meinung nach. er fängt an, fragen zu stellen, wie immer die smalltalk-frage "wie gehts dir?". er fügt noch ein "ehrlich bitte" hinzu, was verdeutlichen soll, dass ich hier bin, um offen über meine probleme zu sprechen. wir reden über meinen tag, ich erzähle von meinen gefühlen, über meine eltern, die liebe, meine freunde. eigentlich geht das die letzten tage echt gut. bis wieder irgendwas zusammenbricht in mir. dann fange ich an zu weinen, schreie ihn an, kann nicht mehr reden. warum kommt sowas? ich will doch eigentlich gesund werden.. doch dann.. schneide ich, verliere ich die kontrolle, werde nicht mehr ich selbst. er merkt das, er kennt mich leider schon viel zu gut. wenn ich in der gegend rumschaue, merkt er sofort, dass etwas nicht stimmt. "jule, was ist passiert?" er fragt es, als ob er in mich reinblicken könnte. als ob er weiß, was in meinem kopf vorgeht. "ich hab gemerkt, du bist dünner geworden." ins eine ohr rein, ins andere raus. ich will das gar nicht von ihm hören. dafür ist er nicht da. er wird traurig, ich sehe die enttäuschung in seinen augen, es tut weh. ich habe das verlangen, ihn anzuschreien, alle anzuschreien, zu gehen, abzuhauen, zu schneiden. aber nein, ich bleibe, schweige. derweil stirbt mein inneres langsam, immer langsamer ab.


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